Das Thema, dem ich mich heute widmen möchte, ist ein sehr umstrittenes, sehr komplexes Thema, zu dem es mir selbst sehr schwer fällt, Stellung zu beziehen. Ich habe mich lange und eingehend damit beschäftigt, und bin zu dem Schluss gekommen, dass es ein paar Argumente gibt, die ich nicht entkräften kann, dass ich aber trotzdem, und zwar aus purer Überzeugung, ein Befürworter des Adoptionsrechts bin.
Sehen wir uns zuerst die Fakten an - wir leben im Jahr 2010 und mittlerweile sollte uns allen klar sein, dass Homosexualität etwas völlig Normales ist, das es schon seit Beginn der Menschheit gibt, und das zu früheren Zeiten nicht nur akzeptiert, sondern sogar Standard war. (verliert Liebe nicht irgendwie an Romantik, wenn man so sachlich über sie spricht? Grauenhaft!)
Wir sollten mittlerweile auch wissen, dass beide Geschlechter in der Lage sind zu lieben (die Zeiten des gefühlskalten Vaters sind vorbei, im 21. Jahrhundert dürfen Männer Gefühle zeigen, juhuu!).
Der logische Menschenverstand und unser Herz (zumindest meins) sagen uns (/mir) also, dass sich die Frage nach einem Adoptionsrecht gar nicht erst stellen sollte - gleiches Recht für alle!
Nun kommen wir zu den Gegenargumenten und derer gibt es so viele, dass ich sie gerne der Reihe nach entkräften möchte, um das letzte bisschen an Struktur aufrecht zu erhalten.
“Homosexualität ist nicht normal“: Gott, können wir dieses Argument bitte wieder in das Jahrhundert zurückschicken, in das es gehört! Ich will dazu gar nichts mehr sagen, denn wer bis jetzt noch nicht vom Gegenteil überzeugt ist, hat wohl so tief sitzende Probleme damit, dass ich das nicht in einem Blog klären kann.
“Ein Kind das nur von Männern aufgezogen wird, erfährt nie die Liebe, die es von einer Frau bekommen würde.” + “Ein Kind braucht beides, Vater und Mutter”:
Erstens - Männer sind genauso in der Lage Liebe zu geben, wie Frauen, und gerade in unserem Jahrhundert ist die Gefühlswelt mancher Männer sicher um einiges ausgeprägter, als die mancher Frauen. Und wenn man mal überlegt, wie viele Bürden und Hindernisse homosexuelle Paare auf sich nehmen, um Kinder zu adoptieren, sieht man wohl auch, wie groß der Kinderwunsch, und dementsprechend auch das Bedürfnis Liebe zu schenken, ist - anders als bei manchen Heteros, bei denen die Zeugung eines Kindes aus Unvorsichtigkeit geschieht.
Zweitens - Wie viele Kinder wachsen heutzutage nur bei einem Elternteil auf, lernen ihren Vater/ihre Mutter nie kennen? Gegen alleinerziehende Eltern wird auch nicht protestiert, warum also gegen Menschen, die Kindern ein liebevolles Zuhause mit zwei Elternteilen geben wollen?
Und um hier gleich noch ein Argument zu entkräften - nur weil jemand nicht mit beiden Geschlechtern aufwächst, heißt das nicht, dass er nicht gelehrt wird, Respekt vor dem ‘fehlenden’ Geschlecht zu haben. Einerseits werden heterosexuelle Paare von homosexuellen ja genauso akzeptiert, und andererseits lernen Mädchen, die z.B. nur von ihren Müttern aufgezogen werden, ja genauso, Männer zu respektieren.
Und wozu hat man schließlich Tanten, Onkel, Großeltern und andere Frauen und Männer im direkten Umfeld? (-;
“Das Kind wachst ohne ordentliches Rollenbild auf!”:
Und was für ein Rollenbild soll das bitte sein? Der Vater geht arbeiten, die Mutter steht hinterm Herd, das Kind spielt im Garten? Wo leben wir denn?!
Dieses Rollenbild ist nicht nur total veraltert, es existiert auch schon lange nicht mehr. Die Welt verändert sich, Anschauungen verändern sich und genauso verändert sich auch die Vorstellung des Wortes “Familie”.
Das glückliche “Vater, Muter, Kind” gibt es nicht mehr - Männer schlagen ihre Frauen, Ehepaare lassen sich scheiden, Kinder nehmen Drogen - wieso sollten wir an diesem Rollenbild festhalten? Warum lassen wir nicht jeden die Familie wählen, in der er glücklich wird?
“Das Kind wird auch homosexuell”: Dieses Argument ist wissenschaftlich erwiesen Blödsinn! Es stimmt einfach nicht. Dem Kind wird höchstens die Möglichkeit gegeben, ohne Druck die Sexualität auszuleben, die seit seiner Geburt in seinem Naturell liegt.
Wie ich aber aus eigener Erfahrung zu berichten weiß, sind manche Menschen trotzdem noch nicht ganz überzeugt. So habe ich meine Mutter nach einer langwierigen, aussichtslosen Diskussion gefragt, ob sie denke, dass ich eine gute Mutter werden würde, was sie (wer hätte das gedacht) mit “Ja” beantwortete. Dann habe ich weiter gefragt, ob sie sich für mich freuen würde, wenn ich eines Tages freudestrahlend zu ihr kommen würde, und ihr verkünden würde, ich hätte die Frau meines Lebens gefunden und wäre glücklicher als je zuvor. Etwas zögerlich aber doch, hat sie zugegeben, ja, sie würde sich für mich freuen. Und dann kam die alles entscheidene Frage: "Und denkst du nicht, dass ich gemeinsam mit dieser Frau einem Kind ein großartiges zuhause geben könnte?" Sie hat sich zwar zu einem “ja, schon” durchgerungen, doch das “aber...” konnte sie sich nicht verkneifen. Das “Aber” stand also ohne Fortsetzung alleine im Raum und ich war zufrieden - sie konnte es zwar nicht zugeben, aber ich wusste, ihre Meinung hatte gerade begonnen sich zu ändern.
Es gibt dennoch zwei Argumente, um die auch ich immer noch nicht herumkomme, und die auch mich einige Male zum Überdenken meiner Einstellung gebracht haben.
Da ist einerseits “Wenn die Natur es so gewollt hätte, hätte sie auch aus einer homosexuellen Vereinigung Kinder entstehen lassen” - dieser Satz klingt so logisch, aber andererseits ist das vielleicht auch nur so, weil wir Menschen begonnen haben eine Ehe oder eine langjährige Beziehung sehr oft mit der Zeugung von Kindern gleichzusetzen, obwohl es doch in erster Linie um die Liebe zweier Menschen zueinander geht.
Und andererseits schwebt das Argument in der Luft “Die Kinder werden gehänselt”. Es liegt an unserer Gesellschaft, und ich weiß, dass sich nie etwas daran ändern wird, wenn wir nicht beginnen die ersten Schritte zu gehen, aber dennoch ist der Gedanke an unschuldige Kinder, die von ihren Klassenkollegen auf gut österreichisch “verarscht” werden, einfach unerträglich.
Alles in allem befinde ich mich also in einem Zwiespalt zwischen diesem riesigen “JA!” und diesem kleinen, verstörenden “aber...”. Dennoch - es gibt für mich keinen Zweifel, dass gleichgeschlechtliche Paare genauso in der Lage sind Kinder aufzuziehen, wie heterosexuelle Paare, und deshalb würde ich mich, sollte ich je vor der Wahl stehen, definitiv dafür entscheiden.
Love & huggles
J.
Donnerstag, 16. September 2010
Samstag, 4. September 2010
Gaius amat Quintum
Salvete amici,
Das letzte Wochenende vor Schulbeginn ist angebrochen und bei mir hat die allseitsbekannte Torschusspanik eingesetzt - nein, ich habe keine Angst davor nicht rechtzeitig schwanger zu werden, eher im Gegenteil - ich habe Angst vor der ersten Lateinstunde.
Und so habe ich, mehr aus Angst als aus Wissbegierde, die letzten Tage damit verbracht, Latein zu lernen - und das wohl mehr, als in den letzten zwei Jahren zusammen.
Die Grammatik habe ich schon intus, Samstag und Sonntag werden jetzt noch dem Vokabular geopfert, aber ich habe beschlossen, euch ein wenig an meinen Lateinfreuden Teil haben zu lassen, und deshalb hab ich mir eine klitzekleine Geschichte einfallen lassen, die mir das Lernen mehr als versüßt hat... ;D
Also Bühne frei für “Gaius amat Quintum", in den Hauptrollen beide besagte römische Knaben, die jährlich - ohne eigenes Verschulden - Tausende von deutschsprachigen Schülern in den Wahnsinn treiben. Heute lernen wir Roms sympatische Eliteschüler mal von ihrer weichen, warmen (haha, Wortwitz^^) Seite kennen. *theatralisch seufz*
J-Productionis proudly presents:
Gaius amat Quintum
Magister discipulos suos interrogat: “Quem amatis, discipuli?”
“Matrem meam”, Julia respondet.
“Patrum meum!”, Phillipus clamat.
Sed Gaius dicit: “Ego Quintum amat.”
Puellae rident, ceteri discipuli audiunt et Quintus? Quintus spectat Gaium. Laetus est.
Quod Gaium etiam amat!
Magister non laetus, sed iratus est: “Amasne Quintum?”
“Quintus amicus meus est.”, Gauis respondet.
Gaius et Quintus schwulus Pärchus primus in Schulbuches sunt.
So, so viel dazu, mir gefällts... ;D
Es hinkt vielleicht am Vokabular und teilweise auch an der Grammatik, aber der Inhalt ist hollywoodreif!
Damit verabschiede ich mich für heute und widme mich wieder unserm frisch geouteten Pärchen, in der Hoffnung, dass ich Latein irgendwann verstehen werde.
Love&huggles
J.
Ps.:
N. amica mea non est, quod N. cusina mea est.
Hic N. non sedet, quod N. in London est.
N. discipula bona non est, quod schola N. non delectat.
Fazit: Lingua Latina correcta non est!
Das letzte Wochenende vor Schulbeginn ist angebrochen und bei mir hat die allseitsbekannte Torschusspanik eingesetzt - nein, ich habe keine Angst davor nicht rechtzeitig schwanger zu werden, eher im Gegenteil - ich habe Angst vor der ersten Lateinstunde.
Und so habe ich, mehr aus Angst als aus Wissbegierde, die letzten Tage damit verbracht, Latein zu lernen - und das wohl mehr, als in den letzten zwei Jahren zusammen.
Die Grammatik habe ich schon intus, Samstag und Sonntag werden jetzt noch dem Vokabular geopfert, aber ich habe beschlossen, euch ein wenig an meinen Lateinfreuden Teil haben zu lassen, und deshalb hab ich mir eine klitzekleine Geschichte einfallen lassen, die mir das Lernen mehr als versüßt hat... ;D
Also Bühne frei für “Gaius amat Quintum", in den Hauptrollen beide besagte römische Knaben, die jährlich - ohne eigenes Verschulden - Tausende von deutschsprachigen Schülern in den Wahnsinn treiben. Heute lernen wir Roms sympatische Eliteschüler mal von ihrer weichen, warmen (haha, Wortwitz^^) Seite kennen. *theatralisch seufz*
J-Productionis proudly presents:
Gaius amat Quintum
Magister discipulos suos interrogat: “Quem amatis, discipuli?”
“Matrem meam”, Julia respondet.
“Patrum meum!”, Phillipus clamat.
Sed Gaius dicit: “Ego Quintum amat.”
Puellae rident, ceteri discipuli audiunt et Quintus? Quintus spectat Gaium. Laetus est.
Quod Gaium etiam amat!
Magister non laetus, sed iratus est: “Amasne Quintum?”
“Quintus amicus meus est.”, Gauis respondet.
Gaius et Quintus schwulus Pärchus primus in Schulbuches sunt.
So, so viel dazu, mir gefällts... ;D
Es hinkt vielleicht am Vokabular und teilweise auch an der Grammatik, aber der Inhalt ist hollywoodreif!
Damit verabschiede ich mich für heute und widme mich wieder unserm frisch geouteten Pärchen, in der Hoffnung, dass ich Latein irgendwann verstehen werde.
Love&huggles
J.
Ps.:
N. amica mea non est, quod N. cusina mea est.
Hic N. non sedet, quod N. in London est.
N. discipula bona non est, quod schola N. non delectat.
Fazit: Lingua Latina correcta non est!
Freitag, 3. September 2010
To my lovely T. - best i could do today, sorry...
Hey guys,
for those of you who're planning on clicking on the lovely little "x" on the right corner of your screen just because i started today's blog in englsih - WAIT!
Let me explain in english first, and i promise the actual blog's gonna be in german, kay?
Well, i'm a bit in a hurry, i've got my latin-things waiting for me to concentrate on them, it's the same with my geographie and my french stuff, N.'s in London, so there's noone to inspire me - shortly, focusing on writing today isn't what's on my plan. But on the otherside - i haven't written for (am too lazy to check) some days and T. has been bugging me, so i felt the need to give you guys at least something, and here it is.
It's my "review" of this year's Regenbogenparade, which is some sort of gay pride that takes place once a year in Vienna. I had the luck to be there and -all in all- it was an awesome party. If you want to know more, here's what thought:
Vienna Pride 2010 - Regenbogenparade
Ich betrachte mich selbst als einen sehr offenen Menschen. Ich versuche, seit ich mich ein bisschen damit beschäftigt habe, andere Einstellungen zu erforschen und zu akzeptieren, und ich bin ein bekennender Gegner von Tabuthemen jeder Art. Viele Dinge verlieren ihren Schrecken, wenn man erst einmal über sie spricht.
Mit diesen Gedanken im Hinterkopf, Vorfreude im Vorderhirn und Partystimmung im restlichen Körper habe ich mich also am 3. Juli auf den Weg nach Wien gemacht - es war Zeit geworden für meine erste Regenbogenparade.
Überfürsorgliche Eltern und das eigenen Misstrauen hatten mich gezwungen, schon im Vorhinein ein paar Informationen und Eindrücke der vergangenen Paraden einzuholen - das Resultat: Meine Eltern fanden es okay, ich nicht mehr ganz so sehr. Während ich mich (zugegebenermaßen mit Begeisterung) durch die Fotos und Videos des 2009er Prides geklickt habe, wurde mir immer mehr klar, welch große Rolle der Geschlechtsakt im Allgemeinen und SM im Besonderen in diesem Umzug spielen - und das ließ sich dann doch nicht ganz so sehr mit meiner Vorstellung eines solchen Events verbinden. Schließlich hatte ich gehört, es ginge darum, genauso akzeptiert zu werden wie “normale Heteros” und (dieses Jahr ganz besonders, schließlich war das Motto “We are family”) zu zeigen, dass auch gleichgeschlechtliche Paare durchaus in der Lage sind, Kinder zu erziehen. Ich finde die Idee großartig, nur verstehe ich die Umsetzung nicht ganz. Denn das wird meiner Meinung nach nicht unterstützt, wenn man halbnackt und mit Sexspielzeugen über den Wiener Ring fährt...
Wie auch immer.
Der Wunsch Neues auszuprobieren und jedem eine Chance zu geben, haben den, nach Protest, Skandal und Auflehnung schreienden Teenager in mir dann aber doch überzeugt (genauso wie der Nervenkitzel und die Lust auf Verbotenes) - und so saß ich gegen halb 12 im, durch Klimaanlage halbwegs betretbaren, Zug. Ausgerüstet mit regenbogenfarbener Aidsschleife und einem U-Bahnticket stand ich dann also am sommerlich heißen Bahnhof in Wien und hatte keine Ahnung, wohin. Das brave Mädchen, dass ich nun mal bin, hat sich erst mal mit der Basis (Mami!) in Verbindung gesetzt (“Houston, wir haben ein Problem.”) und nach Befragung des heimischen Internets stand dann fest wohin ich musste - und so wurde dank U4 (und an dieser Stelle würde ich gerne meiner Liebe zu den Wiener U-Bahnen Ausdruck verleihen) der Stadtpark angesteuert.
Allein bin ich nicht lang geblieben, und nachdem ich mich dann einer großartigen Gruppe von vier Mädels anschließen durfte, die mich freundlicherweise unter ihre Fittiche nahmen, bis meine, sich vor der Hitze fürchtenden, Freunde sich aus ihren Löchern trauten, wurde dann einfach den Leuten in Leder und Regenbogen gefolgt und schließlich stand ich - verschwitzt und etwas überfordert, aber immer noch heil und glücklich - am Beginn der Parade.
Ich bereue es absolut nicht dabei gewesen zu sein, es war ein großartiger, farbenfroher, prächtiger, ausgelassen gefeierter Tag mit unglaublich tollen, faszinierenden Menschen, die einfach genau so waren, wie sie sind, und die einem ein unbeschreibliches Gefühl von Gemeinschaft gegeben haben. Es war die Erfahrung wirklich wert und ich habe dabei sehr viel für mich selbst gelernt, darüber wer ich bin und darüber, dass man zu sich selbst stehen sollte.
Aber ich muss auch sagen, dass es wohl nicht nur meine erste, sondern auch meine letzte Regenbogenparade war. So aufregend und glücklich es auch war, so ungern will ich diese Art von zur Schau Stellung unterstützten.
Meiner Meinung nach gehören gewisse Dinge, Offenheit hin oder her, in Clubs oder private Schlafzimmer, aber auf keinen Fall auf die offene Straße neben Kinder, die es weder verstehen, noch damit umgehen können. Es ist, meiner Meinung nach, kontraproduktiv, wenn man damit eigentlich Gleichberechtigung und Akzeptanz fordern will.
Hope i didn't annoy you,
sorry about my "not-having-time-for-more"-phase, can't change it,
love & huggles
J.
By the way, if you're interested in learning more about Regenbogenparade, check that out:
http://www.hosiwien.at/regenbogenparade/
for those of you who're planning on clicking on the lovely little "x" on the right corner of your screen just because i started today's blog in englsih - WAIT!
Let me explain in english first, and i promise the actual blog's gonna be in german, kay?
Well, i'm a bit in a hurry, i've got my latin-things waiting for me to concentrate on them, it's the same with my geographie and my french stuff, N.'s in London, so there's noone to inspire me - shortly, focusing on writing today isn't what's on my plan. But on the otherside - i haven't written for (am too lazy to check) some days and T. has been bugging me, so i felt the need to give you guys at least something, and here it is.
It's my "review" of this year's Regenbogenparade, which is some sort of gay pride that takes place once a year in Vienna. I had the luck to be there and -all in all- it was an awesome party. If you want to know more, here's what thought:
Vienna Pride 2010 - Regenbogenparade
Ich betrachte mich selbst als einen sehr offenen Menschen. Ich versuche, seit ich mich ein bisschen damit beschäftigt habe, andere Einstellungen zu erforschen und zu akzeptieren, und ich bin ein bekennender Gegner von Tabuthemen jeder Art. Viele Dinge verlieren ihren Schrecken, wenn man erst einmal über sie spricht.
Mit diesen Gedanken im Hinterkopf, Vorfreude im Vorderhirn und Partystimmung im restlichen Körper habe ich mich also am 3. Juli auf den Weg nach Wien gemacht - es war Zeit geworden für meine erste Regenbogenparade.
Überfürsorgliche Eltern und das eigenen Misstrauen hatten mich gezwungen, schon im Vorhinein ein paar Informationen und Eindrücke der vergangenen Paraden einzuholen - das Resultat: Meine Eltern fanden es okay, ich nicht mehr ganz so sehr. Während ich mich (zugegebenermaßen mit Begeisterung) durch die Fotos und Videos des 2009er Prides geklickt habe, wurde mir immer mehr klar, welch große Rolle der Geschlechtsakt im Allgemeinen und SM im Besonderen in diesem Umzug spielen - und das ließ sich dann doch nicht ganz so sehr mit meiner Vorstellung eines solchen Events verbinden. Schließlich hatte ich gehört, es ginge darum, genauso akzeptiert zu werden wie “normale Heteros” und (dieses Jahr ganz besonders, schließlich war das Motto “We are family”) zu zeigen, dass auch gleichgeschlechtliche Paare durchaus in der Lage sind, Kinder zu erziehen. Ich finde die Idee großartig, nur verstehe ich die Umsetzung nicht ganz. Denn das wird meiner Meinung nach nicht unterstützt, wenn man halbnackt und mit Sexspielzeugen über den Wiener Ring fährt...
Wie auch immer.
Der Wunsch Neues auszuprobieren und jedem eine Chance zu geben, haben den, nach Protest, Skandal und Auflehnung schreienden Teenager in mir dann aber doch überzeugt (genauso wie der Nervenkitzel und die Lust auf Verbotenes) - und so saß ich gegen halb 12 im, durch Klimaanlage halbwegs betretbaren, Zug. Ausgerüstet mit regenbogenfarbener Aidsschleife und einem U-Bahnticket stand ich dann also am sommerlich heißen Bahnhof in Wien und hatte keine Ahnung, wohin. Das brave Mädchen, dass ich nun mal bin, hat sich erst mal mit der Basis (Mami!) in Verbindung gesetzt (“Houston, wir haben ein Problem.”) und nach Befragung des heimischen Internets stand dann fest wohin ich musste - und so wurde dank U4 (und an dieser Stelle würde ich gerne meiner Liebe zu den Wiener U-Bahnen Ausdruck verleihen) der Stadtpark angesteuert.
Allein bin ich nicht lang geblieben, und nachdem ich mich dann einer großartigen Gruppe von vier Mädels anschließen durfte, die mich freundlicherweise unter ihre Fittiche nahmen, bis meine, sich vor der Hitze fürchtenden, Freunde sich aus ihren Löchern trauten, wurde dann einfach den Leuten in Leder und Regenbogen gefolgt und schließlich stand ich - verschwitzt und etwas überfordert, aber immer noch heil und glücklich - am Beginn der Parade.
Ich bereue es absolut nicht dabei gewesen zu sein, es war ein großartiger, farbenfroher, prächtiger, ausgelassen gefeierter Tag mit unglaublich tollen, faszinierenden Menschen, die einfach genau so waren, wie sie sind, und die einem ein unbeschreibliches Gefühl von Gemeinschaft gegeben haben. Es war die Erfahrung wirklich wert und ich habe dabei sehr viel für mich selbst gelernt, darüber wer ich bin und darüber, dass man zu sich selbst stehen sollte.
Aber ich muss auch sagen, dass es wohl nicht nur meine erste, sondern auch meine letzte Regenbogenparade war. So aufregend und glücklich es auch war, so ungern will ich diese Art von zur Schau Stellung unterstützten.
Meiner Meinung nach gehören gewisse Dinge, Offenheit hin oder her, in Clubs oder private Schlafzimmer, aber auf keinen Fall auf die offene Straße neben Kinder, die es weder verstehen, noch damit umgehen können. Es ist, meiner Meinung nach, kontraproduktiv, wenn man damit eigentlich Gleichberechtigung und Akzeptanz fordern will.
Hope i didn't annoy you,
sorry about my "not-having-time-for-more"-phase, can't change it,
love & huggles
J.
By the way, if you're interested in learning more about Regenbogenparade, check that out:
http://www.hosiwien.at/regenbogenparade/
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