Donnerstag, 16. September 2010

Adoptionsrecht für homosexuelle Paare

Das Thema, dem ich mich heute widmen möchte, ist ein sehr umstrittenes, sehr komplexes Thema, zu dem es mir selbst sehr schwer fällt, Stellung zu beziehen. Ich habe mich lange und eingehend damit beschäftigt, und bin zu dem Schluss gekommen, dass es ein paar Argumente gibt, die ich nicht entkräften kann, dass ich aber trotzdem, und zwar aus purer Überzeugung, ein Befürworter des Adoptionsrechts bin.
Sehen wir uns zuerst die Fakten an - wir leben im Jahr 2010 und mittlerweile sollte uns allen klar sein, dass Homosexualität etwas völlig Normales ist, das es schon seit Beginn der Menschheit gibt, und das zu früheren Zeiten nicht nur akzeptiert, sondern sogar Standard war. (verliert Liebe nicht irgendwie an Romantik, wenn man so sachlich über sie spricht? Grauenhaft!)
Wir sollten mittlerweile auch wissen, dass beide Geschlechter in der Lage sind zu lieben (die Zeiten des gefühlskalten Vaters sind vorbei, im 21. Jahrhundert dürfen Männer Gefühle zeigen, juhuu!).
Der logische Menschenverstand und unser Herz (zumindest meins) sagen uns (/mir) also, dass sich die Frage nach einem Adoptionsrecht gar nicht erst stellen sollte - gleiches Recht für alle!
Nun kommen wir zu den Gegenargumenten und derer gibt es so viele, dass ich sie gerne der Reihe nach entkräften möchte, um das letzte bisschen an Struktur aufrecht zu erhalten.
“Homosexualität ist nicht normal“: Gott, können wir dieses Argument bitte wieder in das Jahrhundert zurückschicken, in das es gehört! Ich will dazu gar nichts mehr sagen, denn wer bis jetzt noch nicht vom Gegenteil überzeugt ist, hat wohl so tief sitzende Probleme damit, dass ich das nicht in einem Blog klären kann.
“Ein Kind das nur von Männern aufgezogen wird, erfährt nie die Liebe, die es von einer Frau bekommen würde.” + “Ein Kind braucht beides, Vater und Mutter”:
Erstens - Männer sind genauso in der Lage Liebe zu geben, wie Frauen, und gerade in unserem Jahrhundert ist die Gefühlswelt mancher Männer sicher um einiges ausgeprägter, als die mancher Frauen. Und wenn man mal überlegt, wie viele Bürden und Hindernisse homosexuelle Paare auf sich nehmen, um Kinder zu adoptieren, sieht man wohl auch, wie groß der Kinderwunsch, und dementsprechend auch das Bedürfnis Liebe zu schenken, ist - anders als bei manchen Heteros, bei denen die Zeugung eines Kindes aus Unvorsichtigkeit geschieht.
Zweitens - Wie viele Kinder wachsen heutzutage nur bei einem Elternteil auf, lernen ihren Vater/ihre Mutter nie kennen? Gegen alleinerziehende Eltern wird auch nicht protestiert, warum also gegen Menschen, die Kindern ein liebevolles Zuhause mit zwei Elternteilen geben wollen?
Und um hier gleich noch ein Argument zu entkräften - nur weil jemand nicht mit beiden Geschlechtern aufwächst, heißt das nicht, dass er nicht gelehrt wird, Respekt vor dem ‘fehlenden’ Geschlecht zu haben. Einerseits werden heterosexuelle Paare von homosexuellen ja genauso akzeptiert, und andererseits lernen Mädchen, die z.B. nur von ihren Müttern aufgezogen werden, ja genauso, Männer zu respektieren.
Und wozu hat man schließlich Tanten, Onkel, Großeltern und andere Frauen und Männer im direkten Umfeld? (-;
“Das Kind wachst ohne ordentliches Rollenbild auf!”:
Und was für ein Rollenbild soll das bitte sein? Der Vater geht arbeiten, die Mutter steht hinterm Herd, das Kind spielt im Garten? Wo leben wir denn?!
Dieses Rollenbild ist nicht nur total veraltert, es existiert auch schon lange nicht mehr. Die Welt verändert sich, Anschauungen verändern sich und genauso verändert sich auch die Vorstellung des Wortes “Familie”.
Das glückliche “Vater, Muter, Kind” gibt es nicht mehr - Männer schlagen ihre Frauen, Ehepaare lassen sich scheiden, Kinder nehmen Drogen - wieso sollten wir an diesem Rollenbild festhalten? Warum lassen wir nicht jeden die Familie wählen, in der er glücklich wird?
“Das Kind wird auch homosexuell”: Dieses Argument ist wissenschaftlich erwiesen Blödsinn! Es stimmt einfach nicht. Dem Kind wird höchstens die Möglichkeit gegeben, ohne Druck die Sexualität auszuleben, die seit seiner Geburt in seinem Naturell liegt.

Wie ich aber aus eigener Erfahrung zu berichten weiß, sind manche Menschen trotzdem noch nicht ganz überzeugt. So habe ich meine Mutter nach einer langwierigen, aussichtslosen Diskussion gefragt, ob sie denke, dass ich eine gute Mutter werden würde, was sie (wer hätte das gedacht) mit “Ja” beantwortete. Dann habe ich weiter gefragt, ob sie sich für mich freuen würde, wenn ich eines Tages freudestrahlend zu ihr kommen würde, und ihr verkünden würde, ich hätte die Frau meines Lebens gefunden und wäre glücklicher als je zuvor. Etwas zögerlich aber doch, hat sie zugegeben, ja, sie würde sich für mich freuen. Und dann kam die alles entscheidene Frage: "Und denkst du nicht, dass ich gemeinsam mit dieser Frau einem Kind ein großartiges zuhause geben könnte?" Sie hat sich zwar zu einem “ja, schon” durchgerungen, doch das “aber...” konnte sie sich nicht verkneifen. Das “Aber” stand also ohne Fortsetzung alleine im Raum und ich war zufrieden - sie konnte es zwar nicht zugeben, aber ich wusste, ihre Meinung hatte gerade begonnen sich zu ändern.
Es gibt dennoch zwei Argumente, um die auch ich immer noch nicht herumkomme, und die auch mich einige Male zum Überdenken meiner Einstellung gebracht haben.
Da ist einerseits “Wenn die Natur es so gewollt hätte, hätte sie auch aus einer homosexuellen Vereinigung Kinder entstehen lassen” - dieser Satz klingt so logisch, aber andererseits ist das vielleicht auch nur so, weil wir Menschen begonnen haben eine Ehe oder eine langjährige Beziehung sehr oft mit der Zeugung von Kindern gleichzusetzen, obwohl es doch in erster Linie um die Liebe zweier Menschen zueinander geht.
Und andererseits schwebt das Argument in der Luft “Die Kinder werden gehänselt”. Es liegt an unserer Gesellschaft, und ich weiß, dass sich nie etwas daran ändern wird, wenn wir nicht beginnen die ersten Schritte zu gehen, aber dennoch ist der Gedanke an unschuldige Kinder, die von ihren Klassenkollegen auf gut österreichisch “verarscht” werden, einfach unerträglich.
Alles in allem befinde ich mich also in einem Zwiespalt zwischen diesem riesigen “JA!” und diesem kleinen, verstörenden “aber...”. Dennoch - es gibt für mich keinen Zweifel, dass gleichgeschlechtliche Paare genauso in der Lage sind Kinder aufzuziehen, wie heterosexuelle Paare, und deshalb würde ich mich, sollte ich je vor der Wahl stehen, definitiv dafür entscheiden.

Love & huggles
J.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen